Digitale Bücher: Ein Beispiel zur Medienbildung

Individualisierend arbeiten mit digitalen Büchern - Ein Beispiel zur Medienbildung

Ziel des folgenden Unterrichtsbeispiels zum Thema Falschmeldungen oder Fake News ist es, die Schülerinnen und Schüler anzuregen, Informationen zu verarbeiten, zu vergleichen und ihren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen.

Das Beispiel kann sehr vielseitig adaptiert werden: je nach Lesekompetenz, Altersstufe, Vorkenntnissen und Zeitbudget können die Aufgabe (in Umfang und Anforderungen) und das zur Verfügung gestellte Material variieren. Hierin liegt auch das individualisierende Potenzial dieses Konzepts innerhalb einer Klasse oder Lerngruppe.

Fake News?! - Ein Beispiel zur Medienbildung

Ziele:

  • Informationen vergleichen, verarbeiten, hinterfragen, einordnen (Information & Media Literacy)
  • Kennenlernen von Gestaltungsmöglichkeiten multimedialer Formate

Zielgruppe:

ideal ab Sekundarstufe I; mit entsprechender Anpassung der Anforderungen an die Beiträge (z.B. sehr wenig Text oder nur Stichwörter, höherer Bildanteil) durchaus auch für jüngere Kinder oder leseschwächere Gruppen geeignet. 

Setting:

paarweise oder in Kleingruppen

Vorbereitung:

ein Fake-News-Beispiel (absichtlich verfälschter Beitrag) im Book Creator erstellen und eventuell Recherchematerial aussuchen bzw. eingrenzen

Aufgabe:

  1. Beitrag (Bericht, kurze Reportage, …) mit absichtlich eingewebten Falschinformationen produzieren
  2. Verfälschungen im Beitrag einer anderen Gruppe identifizieren und richtig stellen

Material:

  • Tablets (iPads für die App, oder andere für die Web-Version) oder Laptops (Web-Version)
  • Beamer oder Whiteboard zur Präsentation
  • altersgerechte Recherchequellen (z.B. verschiedene Sachbücher, ausgewählte Internetseiten, …) und -medien (Geräte zur Internetrecherche)
  • Papier, Stifte, …

Zeitbedarf:

ab ca. 90 Minuten – jedoch sehr variabel, abhängig z.B. davon, ob die Hinführung zum Thema bereits im Vorfeld gemacht wurde, ob die Schülerinnen und Schüler bereits mit Book Creator vertraut sind, und natürlich von den Anforderungen an die Beiträge etc. Wer möchte, kann damit auch einen ganzen Projekt-Tag füllen.

Ablauf:

Eine vorbereitende Behandlung des Themas Fake News, Falschmeldungen in den Medien, geschieht idealerweise bereits in den Unterrichtsstunden davor. Alternativ (oder zusätzlich) wird mit einer Impulsfrage als Hinführung zum Thema begonnen.

Zur Veranschaulichung der Aufgabe wird ein entsprechendes Beispiel für einen Fake-News-Beitrag, welches im Book Creator erstellt wurde, präsentiert. Falls die Verwendung von Book Creator den Schülerinnen und Schülern noch nicht geläufig ist, wird danach kurz in die Bedienung eingeführt. Jede Gruppe legt ein neues Buch mit “Seiten nebeneinander” an, alle im gleichen Format (z.B. Hochformat).

Nun geht es darum, aus den von der Lehrperson zur Verfügung gestellten Informationsquellen (Bücher, Webseiten, …) auszuwählen und eine Seite (Achtung: unbedingt linke Buchseite!) mit einem absichtlich verfälschten Beitrag zu erstellen. Dies muss sich natürlich nicht auf den Text beschränken, auch falsche oder veränderte Bilder können Fehlinformationen vermitteln, oder das Zusammenspiel von Bild und Kontext. Damit am Ende bei der Auflösung nichts übersehen wird, empfiehlt es sich, wenn sich jede Gruppe ihre Verfälschungen notiert. (Im Anschluss an diese Aufgabe passt übrigens eine Pause gut in den Ablauf.)

Für die zweite Aufgabe wird das Gerät mit dem erstellten E-Book zusammen mit den verwendeten Quellen an eine jeweils andere Kleingruppe weitergegeben. Im nun erhaltenen Beitrag müssen zunächst alle eingearbeiteten Verfälschungen mithilfe der Quellen identifiziert werden. Dann wird auf der gegenüberliegenden (rechten) Seite desselben Buches als Pendant dazu der berichtigte Beitrag erstellt.

Zum Abschluss werden alle entstandenen Doppelseiten präsentiert und gemeinsam betrachtet. Für eine Reflexions- und Diskussionsrunde sollte noch genügend Zeit eingeplant sein.

Die Doppelseiten können im Nachhinein auch zu einem gemeinsamen Buch zusammengefasst werden.

Dieses Anwendungsbeispiel haben wir in der Broschüre Medienbildung mit Tablet, App und Buch (2016) der Stadtbücherei Frankfurt am Main gesehen und für unsere Fortbildungen adaptiert.

Rückbezug des Beispiels "Fake News!?" auf die fünf Qualitätsdimensionen individualisierten Lernens:

Adaptivität des Materials an die individuellen Lernvoraussetzungen

... ist hier sehr gut möglich durch gestufte Schwierigkeitsniveaus bei den Recherchequellen, eine entsprechende Auswahl an Themen und durch unterschiedliche Anforderungen an die Beiträge (z.B. durch variable Bild-/Textanteile).

Ermöglichung individueller Fragen und Bearbeitung in Lernprojekten

... ist hier durch den Projektcharakter insgesamt gegeben.

Autonomieerleben durch Wahlmöglichkeiten

... ist hier hinsichtlich Ausgangsmaterial, Thema des Beitrags, verschiedenste Gestaltungsmöglichkeiten etc. gegeben.

Regeln und Unterstützung

... durch eingespielte Klassenregeln, eventuell Regeln der Tablet-Nutzung etc., und durch Klärung der Unterstützungsmöglichkeiten.

Prozessfeedback und Selbstbeurteilungskompetenzen

... insbesondere bei der Präsentations- und Diskussionsrunde können Selbstbeurteilungskompetenzen gefördert werden.

Wir hoffen, dass wir Ihnen hiermit interessante Impulse geben und Sie Inspiration für Ihren Unterricht finden konnten, und wünschen Ihnen für Ihren Einsatz und Ihre Ideen mit digitalen Büchern viel Erfolg!

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