Ein Bilderbuch, in welches QR-Codes eingebunden sind, die zu kleinen Trickfilmen führen, ist nur eines von vielen Beispielen, für das, was die Auseinandersetzung mit Multimodalität spannend macht. Denn
„wie interagieren diese Zeichensysteme eigentlich miteinander, wie ergibt sich im Zusammenspiel Bedeutung?“,
fragt sich etwa die Literatursemiotikerin Romina Seefried in diesem Podcast.
Und lenkt man dem Blick darauf, dass unser medialer Zugang zur Welt maßgeblich von Multimodalität geprägt ist, braucht es dann nicht einen kritisch-reflektiven Blick auf diese? Dorothe Knapp, Kunstpädagogin, betont, wie wichtig es ist, „die Gemachtheit von medialer Bedeutung durch eigenes Tun“ nachzuvollziehen.
Ja, und für (angehende) Lehrkräfte ist es doch grundlegend, so die Deutschdidaktikerin Mirjam Dick, dass sie ein „Set an Fähigkeiten und Fertigkeiten“ entwickeln, welches ihnen dabei hilft, sowohl analytisch Bedeutung aus multimodalen Texten zu erarbeiten als auch aktivierende didaktische Anschlusshandlungen zu gestalten.
Im Podcast diskutieren Dorothe Knapp (Kunstpädagogik), Romina Seefried (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft) und Mirjam Dick (Didaktik der deutschen Sprache und Literatur) über diese und weitere Fragen. Dabei werden zunächst Arbeitsdefinitionen von multimodal literacy aus den drei verschiedenen Fachperspektiven skizziert. Weiter wird nach konkreten Beispielen gefragt, an dem sich die Relevanz einer multimodal literacy zeigt. Und warum ist multimodal literacy gerade für (angehende) Lehrkräfte so wichtig? Abschließend werden zentrale Schnittstellen der drei hier verhandelten Perspektiven herauskristallisiert.
Den Podcast in der eigenen Lehre nutzen
Der Podcast eignet sich für verschiedene Einsatzszenarien. Aufgrund seiner offenen Lizensierung (CC BY-SA) kann er als Ganzes oder in Ausschnitten für Ihren Lehr-Lernkontext angepasst und genutzt werden. Anhand spezifischer Fokusfragen, kann z. B. in der Lehre (nur) auf bestimmte Aspekte detaillierter eingegangen werden. So stellen sich aus der Perspektive der Deutschdidaktik etwa Fragen wie die nach einer Verortung des Konzepts im Bezug zu angrenzenden didaktischen Konzepten, die ebenfalls im Lernmodul erarbeitet werden können, wie etwa das einer Medienverbunddidaktik. Diskussionsfragen für Deutschlehramts-Studierende könnten dann etwa sein:
- Was ist Medienverbunddidaktik und was multimodal literacy und in welcher Beziehung stehen diese Konzepte zueinander?
- Inwiefern ist es Aufgabe des Deutschunterrichts, multimodal literacy zu fördern?
- Welche Potenziale sehen Sie hierfür im Literaturunterricht? Und welche Herausforderungen?
Aus der Perspektive der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft/Mediensemiotik stellen sich zum Beispiel folgende Anschlussfragen:
- Wie können multimodale Effekte systematisiert und im Unterricht analytisch betrachtet werden?
- Welche Rolle spielt die Medienrezeption und -nutzung bei der Generierung von Bedeutung (Stichwort: ‚Produsage‘)?
- Was ist unter einer ‚neuen‘ multimodalen Medialität zu verstehen?
Mit dem Blick auf einen Einsatz in der Kunstpädagogik/-didaktik, könnte beispielsweise interessant sein darüber nachzudenken,
- unter welchen Gesichtspunkten sich Lehrende als Gestaltende in Bildungs- und Lernprozessen begreifen und reflektieren können,
- wie Bildbedeutung sich durch multimodale Eingebundenheit (beispielsweise durch Text) verändern kann oder
- wie Texte, Bilder und Vorstellungsbilder miteinander in Beziehung stehen und wie sich in ihrem Spannungsfeld Bedeutung ergibt.
Der Podcast – ein Denkimpuls
Das interdisziplinäre Gespräch aus drei Fachperspektiven zeigt auf, wie facettenreich eine Auseinandersetzung mit Bezügen und Differenzen zwischen einzelnen Modi ist, seien diese visuell, auditiv, schriftbasiert oder verschiedene Kombinationsformen. Rezeptive und produktive Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bewusstheit darüber zu entwickeln, scheint für die Beitragenden eine zentrale Voraussetzung für angehende Lehrkräfte zu sein, um Verstehensprozesse ihrer (zukünftigen) Schülerinnen und Schüler in diesem Bereich anregen zu können.
„Wir sind als Lehrkräfte immer Kommunikationsdesigner*innen“, wirft so auch Dorothe Knapp im Podcast die These auf.
Insbesondere das Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Zeichensystemen birgt viele Potenziale. Und „wie wird anhand des Zusammenspiels verschiedener Zeichensysteme Bedeutung produziert?“, fragt Romina Seefried.
„Schülerinnen und Schüler zur gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen in einer digitalisierten Welt, setzt eine multimodal literacy der Lehrkraft voraus“, wirft Mirjam Dick ein.
Aber hören Sie selbst…
Im Podcast verwendete Literatur:
Krah, H. (2017). Mediale Grundlagen. In H. Krah & M. Titzmann (Hrsg.), Medien und Kommunikation. Eine Einführung aus semiotischer Perspektive (S. 57 – 80). Passau: Ralf Schuster.
Emmersberger, S. (2020). Tigerbooks, Superbuch und Co. Qualitäten und Literaturdidaktische Potentiale interaktiv aufbereiteter Bilderbücher in digitalen Medienangeboten. Verfügbar unter: https://journals.ub.uni-koeln.de/index.php/midu/article/view/312 [12.04.2021].
Jenkins, H.; Purushotma, R.; Clinton, K.; Weigel, M. & Robinson, A.J. (2006): Confronting the Challenges of Participatory Culture: Media Education on the 21st Century.
Staiger, M. (2020). Von der ‘Wende zum Bild’ zum ‘multimodalen Turn’. Perspektiven und Potenziale für eine Deutschdidaktik als Medienkulturdidaktik. Der Deutschunterricht, LXXII(5), 65–74.
Phinney, T. & Colabucci, L. (2010). The best font for the job. Children & Libraries, 8(3), 17-26. Retrieved from https://www.proquest.com/scholarly-journals/best-font-job/docview/813372515/se-2?accountid=14641
Verwendete Musik: before-after remix; Künstler: Timbre; Lizenz: CC-BY-NC 3.0; Quelle: https://freesound.org/s/120903/