Kinder aus Namibia

B) Kinder aus Namibia

„'Lucia, willst du mit nach Deutschland fliegen?' […] Mein Herz tat vor Freude einen Riesensprung! Obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, was das sein sollte – Deutschland."

Warum Namibia?

Nach dem 1. Weltkrieg kam Namibia unter die Verwaltung von Südafrika. Ab Anfang der 60er Jahre entstand immer mehr Widerstand gegen Südafrika und die SWAPO wurde die größte Widerstandbewegung. Nach einem brutalen Übergriff auf ein SWAPO-Flüchtlingslager der südafrikanischen Armee, in dem mehrere tausende namibische Flüchtlinge lebten, bot die DDR ihre Unterstützung an. 1979 kamen die ersten 80 namibischen Kinder zwischen drei und sieben Jahren mit 15 namibischen jungen Frauen in der DDR an. Ziel dabei war die sozialistische Erziehung und Ausbildung der zukünftigen Elite Namibias.

Das Leben als "DDR-Kind" aus Namibia: Lucia Engombe berichtet

Hinweis: Zitate von Lucia sind farblich gekennzeichnet, damit ihre Erlebnisse deutlicher werden. Anders farbige Zitate sind von anderen Kindern aus ihrem Buch. 

Hintergrund
  • Ankunft der ersten Gruppe von Kindern im Alter von 3 bis 7 Jahren am 18.12.1979
  • Kinder kamen aus Flüchtlingslagern (zum Beispiel in Sambia)
  • Vorrangiges Ziel zu Beginn: medizinische Behandlung der Kinder
  • Ursprünglich sollten die Kinder nur kurzfristig in der DDR bleiben: “Ich war sicher, dass alles gut werden würde. Ich wäre ja bald zurück [in Namibia], dachte ich.”
  • Situation in Namibia wurde nicht besser (entgegen den Erwartungen), deshalb wurden noch mehr Kinder in den Osten gebracht und alle sollten bis zu ihrem Schulabschluss in der DDR bleiben
  • Deutsche Kolonialgeschichte in Namibia wurde nicht als eigene Vergangenheit wahrgenommen und spielte keine Rolle
Unterkunft
  • Schloss Bellin im kleinen Ort Bellin, Mecklenburg-Vorpommern → über 10 Jahre lang lebten circa 100 namibische Kinder in Bellin
  • Ältere Kinder und Jugendliche wurden später nach Straßfurt, in Sachsen-Anhalt, gebracht, damit in Bellin neue Kinder ankommen konnten
  • Einerseits starke Abschottung des Kinderheims, andererseits die Situation, dass in einem Ort circa 25% Ausländer*innen lebten, davon die meisten Kinder
  • Kinderheim war durch Maschendrahtzaun gesichert; ein Pförtner kontrollierte Tag und Nacht den Zutritt
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