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OER von Studierenden für Studierende

Freie Bildungsmaterialien für die Information and Media Literacy in der veranstaltung „Zeichenwelten“ entwickeln

Im Bereich Information and Media Literacy bietet die Universität Passau seit 2017 eine Grundlagenveranstaltung an, die sich mit der semiotischen Betrachtung von Medienprodukten beschäftigt. Die Veranstaltung zielt darauf ab, fächerübergreifend Lehramtsstudierende dafür zu sensibilisieren, wie sie mit Medien umgehen.

Es ist eine Grundannahme des Passauer Zugangs zu Information and Media Literacy, dass wir unsere Welt größtenteils vermittelt wahrnehmen: Wir lesen Bücher, rezipieren Nachrichten, schauen Filme, spielen Videospiele, hören Musik, lassen uns von virtuellen Straßenkarten den Weg anzeigen – die Informationen, die uns über die Welt erreichen, werden in der Regel von Medien vermittelt.

Wir nehmen die Welt größtenteils über Medien wahr – Grafik aus dem Lehrmedium von Natalie Bauer und Magdalena Pucher( siehe unten), Lizenz: CC-BY 4.0

Allerdings sind Medien nicht neutral, sondern nehmen mit ihrer Beschaffenheit Einfluss auf die kommunizierten Informationen. Ein semiotischer Blick auf Medien und Medienprodukte ist hier hilfreich, denn die Semiotik – die Wissenschaft vom Zeichen – geht davon aus, dass Medienprodukte Bedeutung kommunizieren. Dies tun sie aufgrund ihrer Beschaffenheit: Ein Film hat mit seinen auditiven und visuellen Modi andere Möglichkeiten der Bedeutungskonstruktion als ein Werbeplakat. Gleichzeitig sind diese Medienprodukte in unterschiedliche kulturelle Praktiken und Kontexte eingebunden, die für die kommunizierte Bedeutung mitgedacht werden müssen.

Dann muss man sich noch verstärkt die Inhalte eines Medienprodukts anschauen: Wird eine Geschichte erzählt? Wie werden handelnde Figuren dargestellt? Welche Funktionen erfüllen sie innerhalb der Erzählung? Und in was für einer Welt findet das, was passiert, überhaupt statt? Nehmen wir hier beispielsweise einen Werbespot über Windeln. Welche Funktionen werden Windeln zugeschrieben und von wem? Wer setzt Windeln ein? Wem wird kompetenter Umgang im Umgang mit Kindern zugeschrieben?

Wenn man sich tiefergehend mit unterschiedlichen Medien und deren -produkten auseinandersetzt, dann fällt auf, dass diese einiges über die Zeit aussagen, in der sie produziert werden. Bei unserem Windelbeispiel ist das sehr auffällig: Vor 50 Jahren wurde der Nutzen von Windeln in Werbeclips von einer Mutter und/oder Kinderkrankenschwester (vor allem aber von einer Frau) erklärt. Heute sind diejenigen, die Windeln in Werbespots verwenden, diverser dargestellt. Inzwischen ist auch der Vater Experte für Windeln. Dieses kleine Beispiel zeigt schon, dass sich gesellschaftliche Wandlungen in Medienprodukten ablesen lassen. Werte und Normen schreiben sich in die Produkte ihrer Zeit hinein und können von uns herausgelesen werden. Aber um das zu können, braucht es eine Information and Media Literacy – wörtlich übersetzt die Fähigkeit mit Medien und Informationen Lesen und Schreiben zu können.    

Es ist das Ziel der Grundlagenveranstaltung „Zeichenwelten – Medien semiotisch begreifen“,  angehende Lehrkräfte für einen kompetenten Umgang mit Medien und Informationen zu sensibilisieren, denn vor allem sie als Lehrkräfte umgeben sich mit Medienprodukten jeden Tag, um anderen Lernprozesse zu ermöglichen. Umso wichtiger ist es also für Lehramtsstudierende, frühzeitig eine Information and Media Literacy auszubilden.

Die Veranstaltung wurde seit 2017 kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt. Mit dem Übergang des Projekts SKILL (Strategien zur Kompetenzentwicklung: Strategien zur Kompetenzentwicklung: Innovative Lehr- und Beratungskonzepte in der Lehrerbildung) zum Projekt SKILL.de (Strategien zur Kompetenzentwicklung: Innovative Lehrformate in der Lehrerbildung, digitally enhanced) fand eine inhaltliche Ergänzung statt. In der Veranstaltung wurde sich seit dem SoSe 2020 außerdem intensiv mit freien Bildungsmaterialien (Open Educational Resources = OER) beschäftigt. Die Studierenden hatten sogar die Aufgabe, selbst OER im Bereich Information and Media Literacy / Mediensemiotik zu entwickeln. Die Studierenden setzten sich mit Urheberrecht auseinander, konzipierten in enger Abstimmung mit der Dozierenden eigene Medienprodukte, die in der Lehre zu Information and Media Literacy zum Einsatz kommen können. Natürlich unter einer freien Lizenz als OER.

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Einblick in Studierendenarbeiten: Eine OER zu Information and Media Literacy