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Punkt. Untersuchen von Bedeutung durch Gestaltungsentscheidungen

Wie entsteht eigentlich Bedeutung? Die hier vorgestellten Übungen, die durch die Kunstpädagogik im SKILL.de-Teilvorhaben Text-Bild-Medien konzipiert worden sind, nehmen sich das einfachste grafische Element vor, um Lernende dieser Frage durch eigenes gestalterisches Handeln nachspüren zu lassen: den Punkt.

Gib dem Punkt Bedeutung!

Diese Übung eignet sich für den Einstieg in das Nachdenken darüber, wie Bedeutung entsteht. Die Lernenden können aus verschiedenen Karten (Blanko-Karteikarten) auswählen, auf die jeweils an unterschiedlicher Stelle ein Punkt gezeichnet wurde.

Der Arbeitsauftrag lautet: Gib dem Punkt Bedeutung!

Die Teilnehmenden dürfen für diese Aufgabe alle Mittel nutzen, die Ihnen zur Verfügung stehen, denn es geht genau darum zu sammeln, auf welch verschiedene Weisen der Punkt in einen Kontext gebracht werden kann, der ihm Bedeutung verleiht.

Die Übung kann im Kurs bearbeitet oder auch mit nach Hause genommen werden.

Varianten Entwickeln: Das Bilderbuch ‘Punkte’

Eines der übergeordneten Ziele der kunstpädagogischen Arbeit im Projekt SKILL.de war es, Studierenden Erfahrungsräume zur Erweiterung ihres professionellen Rollenverständnisses um eine kritisch reflektierte Gestaltendenrolle anzubieten: Lehrende sind auch immer Gestaltende und besonders durch die Digitalisierung sind viele neue Medienproduktions- und Verbreitungsmöglichkeiten dazu gekommen. Diese verbinden die produktive Arbeit an mehreren Modi gleichzeitig auf einer Programmoberfläche. Dadurch ergibt sich für die Lehrkräftebildung die Herausforderung, eine Professionalisierung in Bezug auf den Umgang mit Multimodalität auch im Produktiven zu leisten. Dies gilt nicht nur für Lehrkräfte in den ästhetischen Fächern. Es handelt sich um eine überfachlich angesiedelte Anforderung an die reflektierte Gestaltung von Bildungsmaterialen und -settings – auch im Sinne einer Information and Media Literacy.

Ein gestaltungspraktisches Arbeitsprinzip zur Untersuchung von multimodaler Bedeutung kann das Erzeugen und Abgleichen von Varianten sein: An Bild oder Text (oder anderen beteiligten Modi) werden durch die Lernenden kleine Veränderungen vorgenommen, wodurch sich beobachtbare Bedeutungsveränderungen ergeben. Dadurch rücken Gestaltungsentscheidungen ins Zentrum der Reflexion.

Ein reizvolles Ausgangsmaterial dafür ist das Bilderbuch „Punkte“ von Giancarlo Macrì und Carolina Zanotti, das in deutscher Sprache in zwei Versionen bei zwei verschiedenen Verlagen erschienen ist, die sich sowohl in Text als auch in Bild stellenweise unterscheiden. Damit bietet allein das Bilderbuch eine interessante Grundlage für das Diskutieren entstehender Bedeutungsunterschiede in der multimodalen Erzählung des Bilderbuchs.

Im Rahmen einer gestaltungspraktischen Übung können die Studierenden dann beispielsweise eine Doppelseite auswählen, für die sie unter ausgewählten Gesichtspunkten eine Alternative entwickeln. Dies kann unter Einsatz verschiedener Materialien stattfinden. Bewährt hat sich in den Erprobungen in der Lehre die Arbeit mit Finelinern auf DIN A6-Blankokarten und mit abwischbaren Markern auf kleinen Whiteboards. Wichtig ist, dass das Material ein gemeinsames Arbeiten und Diskutieren von Zwischenständen zulässt.

Es geht bei dieser Übung nicht etwa darum, eine optimale Lösung für die Doppelseite zu entwickeln. Gerade auch unauflösbare Darstellungsprobleme und das Aufdecken von Bedeutungen, die nicht intendiert waren, kann für die anschließende Reflexion über das Erzeugen von Bedeutung in multimodalen Medien wertvolle Impulse liefern.

Die Übung kann neben dem Untersuchen von Bedeutung zwischen Bild und Text auch in anderen thematischen Kontexten Anwendung finden. So wurde sie beispielsweise in einem Workshop zur Information and Media Literacy als Diskussionsgrundlage für die Konstruktivität, Kulturalität und Historizität von Medienprodukten genutzt und in einem Seminar zum Ausgangspunkt des Nachdenkens über Diversität bei der Darstellung von in Erzählungen eingebundenen Figuren.

Der grundsätzliche Arbeitsauftrag lautet:

Entwickeln Sie selbst Varianten zu einer Bilderbuchdoppelseite. Diskutieren Sie in der Gruppe die durch Ihre Gestaltungsentscheidungen entstandenen Bedeutungsveränderungen.

Je nach thematischem Schwerpunkt, der für die Übung gewählt wird, kann dieser Arbeitsauftrag weiter angepasst und zum Beispiel durch Impulsfragen zum Nachdenken und Diskutieren angereichert werden. Auch kann er sich konkret auf zuvor ausgewählte Doppelseiten beziehen oder den Teilnehmenden bewusst die Auswahl einer oder mehrerer Doppelseite(n) ermöglichen.